Neuer Branchenleitfaden unterstützt die Freie Wohlfahrtspflege Nachhaltigkeit strategisch zu verankern

Ein Kurzinterview mit Johanna Gary (links) und Carina Uhlen (rechts)

Mit dem DNK-Leitfaden setzt sich Ihre Branche ganzheitlich mit Nachhaltigkeit auseinander. Warum haben Sie sich für den DNK entschieden?/strong>

Der DNK umfasst alle relevanten Nachhaltigkeitsaspekte und bietet damit eine sichere Basis für die Themen, die aus unserer Sicht bei einer nachhaltigen Ausrichtung der eigenen Geschäftstätigkeit eine Rolle spielen sollten. Dazu bietet er einen strukturierten Rahmen, um sehr niederschwellig, aber umfassend mit einer Nachhaltigkeitsberichterstattung zu beginnen. Der DNK bietet einen aktuellen Stand zu gesetzlichen Regelungen und Anforderungen. Und hilft dadurch unseren Einrichtungen dabei, compliant zu wirtschaften. Die kostenfreie Nutzung ist natürlich ebenfalls ein wichtiger Vorteil.

Welche Nachhaltigkeitsaspekte prägen die Branche besonders?

Als Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege arbeiten wir auf der Basis eines Selbstverständnisses, das die Übernahme von Verantwortung für Mensch, Gesellschaft und Umwelt als ureigener Auftrag in den Mittelpunkt stellt. Somit sind die relevanten Aspekte weit umfassend und werden in den zahlreichen Einrichtungen ebenso behandelt. Aktuell befinden sich Caritas und Diakonie stark in Prozessen der ökologischen Nachhaltigkeit. Besonders der Punkt Klimaschutz und Klimaziele beschäftigt uns sehr.

Was sind nachhaltigkeitsbezogene Herausforderungen, vor denen Ihre Branche steht?

Eine der größten Herausforderungen ist die Refinanzierung von Nachhaltigkeitsbestrebungen. Bisher wird in den Sozialgesetzbüchern nur Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit als Entscheidungskriterium berücksichtigt. Selbst wenn eine höhere Investition – zum Beispiel in eine nicht-fossile Heizung – langfristig Kosten sparen würde, werden diese Investitionskosten bis jetzt nicht anerkannt. Hier muss der Gesetzgeber unbedingt handeln! Aber auch die gesetzlichen Berichtspflichten wie CSRD, LkSG oder die EU Taxonomie und deren Relevanz für unsere Einrichtungen sind Herausforderungen, denen wir uns stellen werden.

Was waren Schwierigkeiten im Prozess der Erstellung des Branchenleitfadens und wie sind Sie damit umgegangen?

Die größte Herausforderung war es sicherlich, das geballte Wissen aller Beteiligten in einen gut lesbaren Leitfaden zu bringen. Wir hatten ein tolles Team von Praktiker:innen aus caritativen und diakonischen Einrichtungen, aus der Wissenschaft  und von weiteren Akteuren, die den Inhalt des Leitfadens und die Anwendbarkeit der Kriterien für unsere Branche „übersetzt“ haben. Ohne deren Erfahrung aus der Anwendung des DNK, wäre der Leitfaden nicht gelungen!

Der Branchenleitfaden ist nun erstellt. Wie geht es weiter?

Nun kommt die eigentliche Aufgabe des Wissenstransfers auf uns zu. Wir möchten es gemeinsam schaffen, mit dem Leitfaden die Anwendung des DNK in der Freien Wohlfahrtspflege voranzutreiben und mithilfe dessen Nachhaltigkeit in den jeweiligen Prozessen der Organisationen zu verankern. Dazu sind verschiedene Formate für unsere Entscheidungsträger:innen, Anwender:innen und Interessierte bereits geplant und werden weiter ausgebaut. Das Interesse aus unseren Organisationen ist sehr hoch und wir freuen uns, dass schon die ersten Informationsveranstaltungen durchgeführt werden konnten. Auch die Einbindung in Fort- und Weiterbildungsangebote wird aktuell berücksichtig.

Hier gelangen Sie zum neu veröffentlichten Branchenleitfaden der Freien Wohlfahrtspflege.